::: Ein neu eröffneter Raum in der Dauerausstellung vom Heimatmuseum Reinickendorf zeigt die facettenreiche Entwicklung des Bezirks Reinickendorf im 20. Jahrhundert.
Die abwechslungsreiche Präsentation von historischen Objekten, Fotos und Grafiken aus der Sammlung des Museums, von Radiobeiträgen und interaktiven Elementen vermittelt anschaulich wichtige Ereignisse, Geschichten und Personen, die den Bezirk in dieser Epoche prägten. Ein Highlight sind die Skulpturen „Eisengießer“ und „Schmied“ aus dem Tor der Borsigwerke in Tegel, die bisher im Foyer des Rathaus Reinickendorf standen.
Um was geht es?
::: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Dörfer und Gemeinden des heutigen Bezirks Reinickendorf von einer Randwanderung der Industrie erfasst. Dem Vorbild des weltbekannten Dampflokfabrikanten „A. Borsig“ folgend, siedelten sich unzählige Industriebetriebe an, Arbeitskräfte zogen nach, Siedlungen wurden errichtet, die Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur ausgebaut. Die stärkere Verzahnung mit der benachbarten Großstadt führte 1920 schließlich zur Eingemeindung nach Berlin – aus Vororten wurde ein Bezirk. Das Deutsche Kaiserreich und der Erste Weltkrieg waren vorüber, doch nach den Wirren der Weimarer Republik folgten die Nazi-Diktatur und der nächste Weltkrieg.
Durch seine Industrie entwickelte sich Reinickendorf, der „Eiserne Norden“, zu einer der wichtigsten Waffenschmieden des Deutschen Reichs, ermöglicht durch den Einsatz tausender Zwangsarbeiter, die in unzähligen Lagern im Bezirk verteilt lebten. Es gab mutige Menschen die Widerstand gegen das Nazi-Regime leisteten, viele bezahlten es mit ihrem Leben. Ähnliche Schicksale erlitten die jüdischen Mitbürger.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte der Bezirk die Folgen der deutschen Teilung: Die Anwesenheit der Alliierten, Insellage und Berliner Mauer prägten das Leben bis zum Mauerfall 1989. Die Franzosen kamen als Besatzer und gingen als Freunde, die Luftbrücke brachte einen eigenen Flughafen nach Tegel, der heute schon lange geschlossen sein sollte und sich nun zu Höchstleistungen aufschwingt. Wo einst Gartenlauben standen, erwuchs mit dem Märkischen Viertel ein neuer Ortsteil. Grenzanlagen beschränkten die Bewegungsfreiheit der Menschen im Westen und brachten Manchem aus dem Osten, der „Rübermachen“ wollte, den Tod. Doch als das Jahrhundert zu Ende ging, geschah das scheinbar Unmögliche und Reinickendorf wurde wieder Teil einer vereinten Stadt.
Fotos der Ausstellungseröffnung am 11. April 2013
Eröffnung: Donnerstag, den 11. April 2013
Leitung:
Dr. Cornelia Gerner, Leiterin des Museums
Konzeption, Recherche und Texte:
Florina Limberg, Sebastian Teutsch / Kirschendieb & Perlensucher Kulturprojekte
Gestaltung:
Jürgen Freter
Ort:
Heimatmuseum Reinickendorf
Alt-Hermsdorf 35
13467 Berlin
Öffnungszeiten: Mo 9–13:30 Uhr, Di–Fr und So 9–16 Uhr
Eintritt frei
Führungen nach Vereinbarung unter 030-404 40 62